4. Globalisierung

Das letzte große Kapitel unseres gemeinsamen Lernweges durch die Welt der Wirtschaft führt uns raus aus Freiburg, raus aus Deutschland, weiter nach Europa und die ganze Welt. Wir Menschen sind in erster Linie „Erdenbürger“ und mit den Tieren und Pflanzen dieser Welt sind wir alle „Erdenwesen„. Das Beispiel Wolf zeigt – Wir leben in gegenseitigen Abhängigkeiten – manchmal bewusst, manchmal unbewusst. Und wir wirtschaften nicht nur lokal sondern über politische Grenzen hinweg – der Mensch, aber auch der Wolf.

aus: https://lehrerfortbildung-bw.de [aufgerufen am 16.12.2020]

Der Aufbau des Kapitels Globalisierung (die im Bildungsplan genutzte Überschrift „wirtschaftliches Handeln im Sektor Ausland“ finde ich sehr unpassend, wenn, dann sollte es heißen „… mit dem Sektor Ausland“) orientiert sich möglichst streng an der Basisbegriffsliste. Dies gilt insbesondere für alle Schlagworte und Basisbegriffe, jedoch nicht für die Reihenfolge. Bei der Anordnung der Themen folge ich methodisch dem Politikzirkel aus den Politikwissenschaften.

In roter Farbe werdet ihr Hinweise und Begriffe aus der „Basisbegriffsliste – Sektor Ausland“ finden, die zum jeweiligen Kapitel passen. Dies soll euch helfen, die vom Bildungsplan genannten Lernziele mit unserem behandelten Unterrichtsstoff zu verbinden.



4.1 Was können wir nur global lösen?

Im letzten Kapitel zum Sektor Staat haben wir die Strukturpolitik am Beispiel des Kohleausstiegs und der strukturpolitischen Förderung am Beispiel der Lausitz behandelt.

Hierbei verschwimmen jedoch die Grenzen von staatlicher und suprastaatlicher – also überstaatlicher – Strukturpolitik. Neben staatlichen Maßnahmen werden dabei auch marktwirtschaftliche Instrumente eingesetzt, wie bspw. der EU-weite CO2-Handel, die über die nationalen Grenzen hinausgehen.

Wir wenden uns nun also der europäischen bzw. internationalen Ebene zu.

4.1.1 Globale Herausforderungen – globale Maßnahmen? Emissionshandel und CO2-Steuer

Das ein- und überleitende Kapitel 4.1.1 thematisiert ein „Globales Problemfeld“ – die Klimaerwärmung – und einen „Lösungsvorschlag“: Den Emissionshandel. Es geht im engeren Sinne um eine ordnungsrechtliche Regulierung, die ein „Marktversagen“ in Form von externen Kosten (Klimagase verursachen Klimaerwärmung) durch die Internalisierung dieser Kosten in Form von frei verkäuflichen „Verschmutzungsrechten“, also durch eine Bepreisung der Verschmutzung. Diese Internalisierung löst also ein „Marktversagen“ durch eine neue, „markteffiziente“ Lösung: Den Emissionhandel. Auch die CO2-Steuer ist ein regulierender Eingriff in den Markt, er nutzt zwar nicht die Markteffizienz frei verkäuflicher Zertifikate, aber er ist im Gegensatz zu Mindestpreisen o.Ä. ein marktkonformer Eingriff.

Die Entwicklungen in der Klimapolitik sind rasant. Mit der aus eurer Generation kommenden globalen Bewegung „Friday for Future“ sind Themen ins Rollen gekommen, die noch vor Monaten undenkbar waren. Wie immer gibt es zwei grundsätzliche Wege zum Ziel: Ihr ahnt es: Markt oder Staat.
Das marktwirtschaftliche Konzept ist der Emissionshandel. Dazu folgendes Explainity:

Wie funktioniert eigentlich der Emissionshandel?

Aufgabe: Nutze zur Filmanalyse folgendes Lernbild (Rückseite AB)

Lernbild Emissionshandel (Copyright Kaltenbacher)

Überprüfe dein Lernbild mit der Learning-App Emissionshandel

Das andere ordnungspolitische Konzept ist die CO2-Steuer. Dagegen war lange die CDU/CSU. Für die Regierungspartei lange undenkbar, ist nach FfF, Rezo-Video und Klimakonferenzen der Widerstand aber fast geschmolzen. Die zwei Konzepte Zertifikatehandel (CO2-Preis) und CO2-Steuer hat auch der FAZ-Wirtschaftsjournalist Niklas Záboji thematisiert.

Arbeite dazu folgenden Learning-Snack durch und exzerpiere in Form einer Mindmap wichtige Inhalte zur Frage …

CO2-Steuer oder Emissionshandel?

Kann sich ein Hightec-Land wie Deutschland überhaupt erlauben, energieintensive Unternehmen mit der Internalisierung von externen Kosten – in diesem Fall die klimaerwärmende Verschutzung der Atmosphäre durch das Klimagas CO2 – zu belasten? Dazu gibt es sehr verschiedene Meinungen.

Harald Christ, SPD-Politiker und Unternehmer, glaubt, dass wir mit Erhöhung der Kosten nur die energieintensiven Unternehmen in Billig-Energie-Länder vertreiben – und damit gar nichts für das Klima gewonnen wäre. Er nennt das „Carbon Leakage“ und seine Argumentationskette sieht so aus:

Statt an den blauen glaubt Harald Christ an den roten Argumentationsstrang

4.1.2 Globale Herausforderungen – globale Maßnahmen? Die Corona-Pandemie

Die globalisierte Welt, hat sie also Schuld an Corona? Der Öffentlich Rechtliche Sender NDR schreibt dazu:

„Wenn er das wirklich wäre, der „Patient Null“ Europas – dann stünde er sinnbildlich für die global vernetzte Welt, in der wir leben: Ein 33-Jähriger, angestellt bei einem Automobilzulieferer, steckt sich bei einer chinesischen Kollegin an, als die nach einem Besuch bei ihren Eltern in Wuhan in Bayern eine Schulung leitet. Kurz darauf gibt es auch Infizierte in Italien, Frankreich, Großbritannien. Wenig später hat Covid-19 fast die ganze Welt im Griff.

Eine Welt, die für einige wenige keine Grenzen mehr hat. Mit Lieferketten, die den ganzen Globus umspannen – just in time – und Firmen, die ihre Waren überallhin verkaufen: Die globalisierte Welt. Hat sie also Schuld an Corona?“

Zitat aus: https://daserste.ndr.de/panorama

Im folgenden Filmbeitrag will der NDR diese Frage beantworten.

  1. Schau dir den Film an und exzerpiere möglichst viel: Orientiere dich dabei an folgenden Begriffen: Lübeck & Pest, Dräger – Schweden, Strategie Felbermayr, Strategische Lager, Dräger – Beatmungsgerät, Export-Überschüsse, Rentenniveau, Fehler, Globales Regelwerk, EU, Nahrungsmittel, Trend zur Regionalität, Regionale Salate und Ökologie
  2. Charakterisiere den Film (orientiere dich dabei streng am Operator charakterisieren)
  3. Wie würdest du selbst Globalisierung definieren, (ohne Recherche, rein aus dem Bauch heraus)
  4. Positioniere dich selbst. Hältst du Globalisierung eher für eine Gefahr oder für eine Chance

Charakterisierung des Filmes

Charakterisieren = Sachverhalte und Vorgänge mit ihren typischen Merkmalen beschreiben und in ihren Grundzügen bestimmen.

Charakterisierung des Filmes

In der Panorama-Sendung des NDR vom 02.07.20 wurde der zehnminütige Beitrag: „Corona: Das Ende der Globalisierung? der Wirtschaftsredakteure Johannes Edelhoff und Annette Kammerer gezeigt. Die Sendung ist ein klares Plädoyer für eine arbeitsteilige, spezialisierte und an rationalen Effizienzkriterien orientierte Produktion.

Dazu wird nur nebenbei und als Aufhänger das Thema Corona genutzt. „Der Virus als Rache der Globalisierung?“ – mit dieser Frage startet der Beitrag und kommt dabei zu einer klaren Antwort: Nein! Zwar seien Pandemien wie die Pest im Mittelalter und heute Corona mit globalem Handel eng verknüpft, aber „Handel gehört zur Menschheit“ wird gesagt.

Thema Corona: Am Beispiel der Firma Dräger wird der Segen von Spezialisierung und weltweiter Arbeitsteilung am Beispiel von FFP2-Masken und Beatmungsgeräten gezeigt.  

Thema Sozialstaat: Ohne Globalisierung sänken die Renten in Deutschland von durchnittlich 905 € auf gerade mal 540€.

Die FilmemacherInnen versuchen auch am Begriff der Regionalität die Globalisierungskritiker zu widerlegen. Ihr Interview mit einem norddeutschen Großbauer kommt zum Schluss, dass ein falsch verstandener Hype um Regionalität zu unökologischen, weil unökonomischen Ergebnissen führe.

Fazit des Beitrags: Corona sollte nicht das Ende der Globalisierung sein, denn sie sei „die größte Chance gegen die Plagen dieser Welt“.

Lösung von Tina Beispielina
https://blogs.faz.net/fazit/files/2020/12/Freihandel-1024x594.jpg
Grafik aus: https://blogs.faz.net/fazit/files/2020/12/Freihandel-1024×594.jpg

Der FAZ-Journalist ruft 2020 gar zum Jahr des Freihandels aus! Hier seine Begründung:
Das Jahr des Freihandels


4.2 Was machen wir bereits global und wie kam es dazu?

4.2.1 Was ist das – Globalisierung?

  • Wie würdest du selbst Globalisierung definieren, (ohne Recherche, rein aus dem Bauch heraus)?
  • Positioniere dich selbst. Hältst du Globalisierung eher für eine Gefahr oder für eine Chance?

Aufgabe
Schau dir in My-Stark das Explainityvideo Globalisierung an
exzerpiere mit Hilfe der ABs die wesentlichen Inhalte.
– Versuche in fünf Sätzen zusammenzufassen, wie MyStark die Globalisierung charakterisiert.
Arbeite heraus, welche Urteile bereits in dem Film gefällt werden.

4.2.1 Geschichte und Ursachen der Globalisierung

Die folgenden Unterkapitel behandeln die Rahmenbedingungen und Ursachen des weltwirtschaftlichen Strukturwandels in Form von politisch-rechtlichen, ökonomischen, technologischen und soziokulturellen Ursachen und thematisieren die theoretischen Grundlagen der sogenannten Globalisierung.

Aus „Die Welt als Markt – Eine kurze Geschichte der ökonomischen Globalisierung“ von Karl-Josef Burkard (aus: Unterricht Wirtschaft & Politik, 3/2018) haben wir folgende Ursachen für die Globalisierung herausgearbeitet: ..

Aufgabe:
Arbeite die wesentlichen Ursachen und Triebkräfte der ökonomischen Globalisierung heraus. Betone dabei aber besonders …
Gruppe A (Josefine, Julia, Alexandra, Amelie): … technischer Forschritt durch freie Unternehmen
Gruppe B (Giulia, Marcella, Emilia, Dorsa): … staatliche betriebene internationale Politik
Gruppe C (Stella, Alicia, Cecile, Marie): … die grenzenlosen menschlichen Bedürfnisse der Konsumenten
Gruppe D (Luise, Mira, Patricia, Laila): … die freien Wissenschaften und die freie Bildung, sowie die daraus hervorgegangenen Ideen

Das Tafelbild vom Vorgängerkurs zeigt diese „doppelte Geschichte der Globalisierung“. Was würdet ihr verbessern?


4.2.2 Ist Globalisierung messbar?

Ja, die wirtschaftliche Globalisierung ist auf jedenfall messbar. In dem man beispielsweise die Handelsströme misst.

„Die Triade“ – erarbeitetes Tafelbild auf der Grundlage der Daten der WTO

Der KOF-Globalisierungsindex misst die wirtschaftliche, soziale und politische Dimension der Globalisierung. Mit ihm kann man die Veränderung der Globalisierungsprozesse über einen längeren Zeitraum beobachten.

Der hier gezeigte KOF-Globalisierungsindex 2016 untersucht mit Hilfe von 23 Variablen 187 Länder und den Zeitraum 1970 bis 2013.

Man kann mit dem KOF die verschiedenen Dimensionen unterscheiden und die Entwicklung der Globalisierung nach dem KOF-Index analysieren. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass der KOF-Index die Globalisierung einstuft auf einer Skala von 1 – 100. Je grösser die Zahl ist, desto globalisierter ist das Land.

Der KOF-Globalisierungsindex

4.2.3 Außenhandelstheorien

… die die Entwicklung zur globalen Wertschöpfung erklären (wollen) lassen sich gut mit dem Lückentext zu den wichtigsten Theorien erlernen:

Lückentext zu den Außenhandelstheorien

Die folgender App vertieft die einzelnen Theorien und hilft, sie zu verinnerlichen:

Geschichte der Außenhandelstheorien

Zur Vertiefung der Produktlebenszyklus-Theorie und dem Intraindustriellem Handel gibt es folgende App:

Neuere Außenhandelstheorien – PLZ & Intraindustrieller Handel


4.2.4 Globale Produktion am Beispiel Apple IPhone – brauchen wir ein Lieferkettengesetz?

M1: iPhone – wo wird was produziert?

Teach-Economy-Material: Weltkarte zum iPhone – wo wird was produziert?

AUFGABEN
1. Informiere dich anhand der interaktiven Karte über den Produktionsprozess des iPhones. Trage deine Ergebnisse stichpunktartig auf einer Weltkarte ein.
2. Erläutere, warum ein iPhone bis zu seinem Eintreffen beim Käufer eine so lange Reise machen muss.

Marcellas Karte zu den Lieferketten des IPhones (Januar 2021)

M2: Badische Zeitung: Gastkommentar am 23.01.2021:

Warum werden bei Apples Zulieferern immer wieder Menschenrechte verletzt?

3. Ergänge deine Weltkarte durch Akteure und weitere wesentliche Inhalte, die der Gastkommentator Wolfgang Kessler darstellt
4. Erörtere folgende Aussage in einer Kurzerörterung (1 x Pro mit Kriterium, 1 x Contra mit Kriterium, eigenes Ergebnis): Nur wenn wir Unternehmen die Freiheit geben Profit zu machen werden sie uns Fortschritt bringen

Brauchen wir ein Lieferkettengesetz?

Brauchen wir also ein Lieferkettengesetz, das Unternehmen für ihr wirtschaftliches Handeln ökologisch und sozial in die Pflicht nimmt?

In Deutschland hat sich die Bundesregierung in ihrem Koalitionsvertrag von 2018 verpflichtet, einer unternehmerischen Sorgfaltspflicht per Gesetz nachzukommen, sofern nicht die Mehrheit der deutschen Großunternehmen bis zum Jahr 2020 entsprechende Prozesse freiwillig veranlassen. Dieser Passus im Koalitionsvertrag geht auf den Nationalen Aktionsplan Wirtschaft und Menschenrechte der Bundesregierung (NAP) aus dem Jahr 2016 zurück, in dem die Verantwortung deutscher Unternehmen für die Achtung der Menschenrechte betont wurde. Der Aktionsplan geht wiederum auf die UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte von 2011 zurück, die die Einhaltung der Menschenrechte in Wirtschaftsbezügen gewährleisten sollen. Wer mehr dazu erfahren will kann es nachlesen bei …

Wikipedia: Lieferkettengesetz

Tagesschau (Juli 2020) : Was ein Lieferkettengesetz bringen soll


4.3 Wo steht Deutschland und welche Rolle spielt die EU? – Können wir global nur gemeinsam mithalten?

  • Dieses Kapitel 4.3 umfasst folgende Lernziele aus dem Bildungsplan:
    • Standortfaktoren und Standortqualität Deutschlands im Vergleich zu anderen EU-Staaten und im internationalen Handel
      • Wettbewerbsfähigkeit
      • Außenwirtschaftliche Bilanz: Zahlungsbilanz und ihre Teilbilanzen
      • Außenwirtschaftliches Gleichgewicht als Ziel der Wirtschaftspolitik
    • Stand der Europäischen Integration im Spannungsfeld von Regionalisierung und Globalisierung, Freihandel und Protektionismus
      • EWWU: Binnenmarkt, Konvergenzkriterien
      • EZB und ihre Instrumente
      • Tarifäre und nichttarifäre Handelshemmnisse,
      • Darstellung im Preis-Mengen-Diagramm

4.3.1 Der Standort D – redet der Exportweltmeister sich zu schlecht?

„Die fetten Jahre sind vorbei – Warum die deutsche Wirtschaft schwächelt“ titelte die Wochenzeitung der FAZ am 18.1.2019. Ist das so? Sind die fetten Jahre für den „Globalisierungsgewinner Deutschland“ wirklich vorbei? Oder ist es im Gegenteil so, dass Deutschland „zu klein für die Welt ist, aber zu groß für Europa?“

Harte und weiche Standortfaktoren – wie wettbewerbsfähig ist D?

Digitales Tafelbild während des 2. Lockdowns

Aufgabe: Gestalten Sie mit Hilfe der SWOT-Analyse eine Strategie für Deutschland

https://expcf.padletcdn.com/21cd67a1e02995cfaf07b91870503dd96e40c4e8/png?cd=filename%3Dpadlet-v1zpwj1pzjvn6sw5.png&delay=2500&full_page=true&height=1162&url=https%3A%2F%2Fpadlet.com%2Fkaltenbacher3%2Fv1zpwj1pzjvn6sw5%3Flast_updated%3D1612792478%26locale%3Dde%26read_only%3D1%26screenshot%3D1%26timezone%3DEtc%252FUTC&width=1553
Unsere SWOT-Analyse für D – imm wieder erweiterbar auf Padlet.com

4.3.2 Deutschland in der EU – mittendrin im „Binnenmarkt“

Dieses Kapitel 4.3.2 behandelt den „Stand der Europäischen Integration im Spannungsfeld von Regionalisierung und Globalisierung“. Es geht um den Binnenmarkt und seine 4 Freiheiten und um die Einführung von Euro-Bonds, was uns überleitet zur Finanzpolitik und Geldpolitik.

4.3.2.1 Die EU im Alltag – Was tut die EU und wie beeinflusst sie unser Leben?

Um diese Frage zu beanworten haben wir das Elearning-Modul der Landeszentrale für politische Bildung BW zum Thema:  Zuständigkeiten der EUgenutzt:

https://www.elearning-politik.net/moodle39/mod/hvp/view.php?id=26288

Die Zuständigkeiten der EU teilen sich in drei Kategorien auf:

  • die EU besitzt ausschließliche Zuständigkeit (Artikel 3 AEUV) (nur die EU kann handeln)
  • die EU und die Mitgliedstaaten teilen sich die Zuständigkeiten (Artikel 4 AEUV) (Die Mitgliedstaaten können nur dann handeln, wenn die EU nicht tätig wird)
  • die EU besitzt die Zuständigkeit für die Unterstützung, Koordinierung oder Ergänzung der Maßnahmen der Mitgliedstaaten (Artikel 6 AEUV) – in diesen Bereichen darf die EU keine verbindlichen Rechtsakte annehmen, die die Mitgliedstaaten zwingen, ihre Rechtsvorschriften zu harmonisieren.
  • die vierte Kategorie im Elearning-Modul ist dann die alleinige Zuständigkeit der Nationalsstaaten, für uns Deutschland

4.3.2.2 Der EU-Binnenmarkt und seine vier Freiheiten

Deutschland liegt mitten in Europa und ist deswegen extrem verwoben mit der EU. Deswegen sind wir auch großer Nutznießer des EU-Binnenmarktes. Aber das bringt auch Verantwortung (siehe unten Thema Grenzschließungen). Zur Erarbeitung des Binnenmarkts haben wir wieder das Material der LpB-BW genutzt:

Link zum Elearningmodul der LpB-BW: Thema EU-Binnenmarkt

4.3.2.3 Pro & Contra-Debatte aktuell: Ist es richtig, im Kampf gegen Corona Grenzkontrollen in Europa einzuführen?

Einschränkungen im Grenzverkehr wie zuletzt gegenüber Tschechien sind umstritten und haben ökonomische Folgen. Sind sie im Kampf gegen die Pandemie ein legitimes Mittel? Wir haben im Kurs darüber diskuttiert.

PRO: Obwohl Grenzkontrollen nicht unserem Selbstverständnis von einer freien EU Zone entsprichen, sind sie sinnvoll für die Eindämmung des Virus. Damit können Länder mit niedrigen Inzidenzen virusfreier bleiben bis sich auch die Zahlen in benachbarten Ländern gesenkt haben. Dabei geht es nicht um bösartige nationale Abgrenzung sondern um den Schutz der Gesundheit unser aller. Je schneller die Zahlen sinken desto schneller kann der Personenverkehr zwischen den Grenzen wieder ungehindert ablaufen und die Kinder können zurück in die bis jetzt geschlossenen Schulen. Der Lieferverkehr wird durch die Grenzkontrollen nicht unmöglich gemacht und Lieferketten können weiterhin existieren.
Deshalb bin ich für Grenzkontrollen im Kampf gegen Corona.

CONTRA: Schließung haben durchaus schlimme wirtschaftliche Folgen wie Produktionsstopps durch Lieferengpässe. Zudem würde dieses Handeln gegen die Werte der EU sprechen und somit nationales Denken fördern. Die Lieferengpässe würden zudem auch auf die privaten Haushalte und deren Bedürfnisse zurückfallen und eine große Unzufriedenheit auslösen. Deswegen bin ich gegen die Grenzschließung wegen des Coronavirus,

PRO: Ich stimme dir zu, dass schlimme wirtschaftliche Folgen entstehen können, jedoch finde ich wichtig zu betonen, dass die Grenzschließungen nicht langfristig sind. Zu den privaten Haushalten; diese sind bereits sehr stark betroffen durch Schulschließungen und Kontaktbeschränkungen, weshalb besonders diese eine schnelle und effektive Lösung begrüßen würden.

CONTRA: Klar haben wir das schon, so bald jedoch wichtige materielle wie auch lebensnotwendige Dinge fehlen, wächst die soziale Ungleichheit weiter.

CONTRA: Zudem: Wir haben mit Corona ein europaweites Problem und können es nur gemeinsam schaffen dagegen anzukämpfen. Nationales Denken bringt uns nicht weiter und ist auch nicht effizient da es unseren Wohlstand gefährdet. Hier könnte gezeigt werden, wie stark die Europäische Union ist und deswegen bin ich gegen die Grenzschließungen.

CONTRA-CONTRA: Aber vielleicht hätte die EU-Kommission stärker auf gemeinsame Corona-Regeln dringen sollen, dann wären wir gar nicht in diese Grenzschließungssituation gekommen.

CONTRA: Natürlich hätte die EU-Komisson noch stärker auf gemeinsame Regeln dringen sollen. Hier sieht man wieder das Problem, das die EU nur sehr wenig Macht hat und das System das alle Länder einer Idee zustimmen müssen, fast nicht umsetzbar ist. Vielleicht müsste man dies auch einfach ändern.

PRO: Das ist mir zu EU-idealitistisch. Ich befürworte die Grenzschließungen, da diese eine effektive und gut durchsetzbare Methode zur Pandemie Bekämpfung ist. Die Grundwerte wie Sicherheit und Gesundheit der einzelnen Bürger dürfen nicht zweitrangig sein.

CONTRA: Ja, da hast du recht. Gundsätzlich geht die Gesundheit der Menschen vor, doch der Virus ist in Deutschland bereits großflächig verbreitet. Sinnvoller wäre es somit, die Gebiete mit hoher Inzidenz abzuriegeln. Schwierig ist es, das stark eingeflochtene Deutschland in der EU abnabeln zu wollen und somit den Exporten, aber auch den Importen zu schaden. Wir legen uns und unseren Nachbarn selbst die Axt an unseren Wohlstand.
Deswegen bin ich gegen die Grenzschließung.

Contra: Eine Grenzschließung hat nicht nur negative Auswirkungen für die Deutsche Wirtschaft. Es ist schon schlimm genug, dass die verursachten Schulden hauptsächlich von der jüngeren Generation ausgeglichen werden müssen. Diese Corona-Schuldenberg sollten wir nicht unnötig vergrößern. Deswegen bin ich gegen Grenzkontrollen, um weitere Verschuldung zu verhindern.

PRO: Sind wir Deutschen mit unserer zentralen Lage also auf Gedeih und Verderb der EU unterworfen? Vor allem wegen der Corona-Mutationen kann man durch schärfere Grenzkontrollen die Infektionszahlen in Deutschland so niedrig wie möglich halten. Bekämpft man die Lage eher, können Schulen, Läden, etc. früher aufmachen, was natürlich gut ist für die Bevölkerung. Und nebenbei hilft das auch gegen den Schuldenberg.

CONTRA: Aber die Grenzkontrollen sind doch unverhältnismäßig. Produktionsketten werden unterbrochen, obwohl die Waren und die wenigen LKW-Fahrer gar nicht so ansteckend sind. Werden bei Demos jedoch die Coronaregeln wie z.B. Abstand oder Maskenpflicht verletzt, wird dies bei vielen nicht beanstandet. Obwohl dabei das Risiko weiterer Ansteckungen viel höher ist. Ein gemeinsamer EU-Plan wäre für alle gut um Anhaltspunkte zu haben, ab welchen Inzidenzzahlen gelten welche Maßnahmen. Das muss nicht nur national gelten, das könnte man auch europaweit einführen.

PRO: Aber das ist doch unrealistisch. Da sich viele Länder nicht auf einheitliche Maßnahmen einigen können, bleiben die Grenzkontrollen als effektives Mittel gegen die Bekämpfung des Virus. Menschen aus Risikogebieten kommen ohne Grund nicht ins Land und somit auch weitere Virusmutationen. Wenn durch Grenzkontrollen die Zahlen fallen und somit der Alltag zurückkehrt, ist das ein guter Lösungsansatz. Deshalb bin ich für die Grenzkontrollen.

PRO-Fazit: Abschließend kann man sagen, dass die Corona-Grenzkontrollen für einen kurzen Zeitraum am effektivsten für Deutschland sein könnten. Durch die Kontrollen an einzelnen Grenzen kann das Infektionsgeschehen besser kontrolliert und eingedämmt werden. Natürlich führen diese auch zu negativen Folgen für die Wirtschaft allerdings sollten wir uns, den hohen und langfristigen Folgen von noch längeren Schulschließungen ebenfalls bewusst sein. Durch Grenzschließungen zu Ländern mit hoher Inzidenz kann das Virusgeschehen im eigenen Land eingegrenzt werden und Schulen + Kitas könnten früher wieder öffnen.

Contra-Fazit: Grenzschließungen gegen das Corona-Virus, ja oder nein? Die Meinungen sind gespalten. Die einen sagen, wir brauchen Grenzschließungen um das Virus einzudämmen, da Europa nicht dazu in der Lage ist, sich auf einheitliche Strategien zu einigen. Auf der anderen Seite sind die Verflechtungen in der EU so groß, dass schon eine kleine Unterbrechung der Lieferketten eine ganze Produktion stoppen kann. Außerdem ist fraglich, wie effektiv solche Grenzschließungen überhaupt wären. Die meisten Ansteckungen geschehen in der Familie oder bei der Arbeit. Ein LKW-Fahrer beispielsweise hat kaum die Möglichkeit sich oder andere anzustecken, nur weil er über die Grenze fährt. Zudem würden Grenzschließungen europäische Werte weiter beschädigen und das nationale Denken einiger Staaten wieder verstärken. Doch gerade in Zeiten wie diesen ist der Zusammenhalt sehr wichtig und würde auch für die Zeit nach der Pandemie einen wichtigen Schritt zu mehr gemeinsamem Handeln darstellen.

4.3.2.4 Europa in der Corona-Krise – Brauchen wir jetzt Corona-Bonds?

Die EU einigt sich auf Finanzpaket gegen Corona-Krise
Historischer Durchbruch in Brüssel: Die EU nimmt gemeinsam Schulden auf, um gegen die Corona-Rezession anzukämpfen. Der Sondergipfel war einer der längsten der EU-Geschichte.

Titelzeile aus: Deutsche Welle, 21. Juli 2020

Ist das jetzt richtig und nötig? Gemeinsame Anleihen auf dem Kapitalmarkt plazieren, um die Corona-Krise zu bewältigen? Wir haben das auch durchdiskutiert mit den Materialien der LpB „Europa im Unterricht“ und sind zu folgenden Ergebnissen gekommen.

Müssen wir den Geldkreislauf und die Geldschöpfung durch die EZB genau wissen oder reichen da die groben Zusammenhänge?


4.3.3 EU und EWWU – stark genug für globale Herausforderungen?

Dieses Kapitel 4.3.3 vertieft den „Stand der Europäischen Integration im Spannungsfeld von Regionalisierung und Globalisierung“. Es geht um die Währungsunion (EWWU), den damit eng verbundenen Binnenmarkt und die Konvergenzkriterien. Es geht aber auch um Grundlegendes Wissen über Währungssysteme und Wechselkurs-Schwankungen. Es fehlt auch nicht die Darstellung im Preis-Mengen-Diagramm.

Die EU ist ein recht komplexes Ding. Als Politiklehrer das Thema EU zu unterrichten ist deswegen nicht gerade vergnügungssteuerpflichtig, denn es lässt sich nicht so einfach in drei Sätzen darstellen. Andererseits ist die EU was durchaus Beeindruckendes. Nicht umsonst wurde die EU mit dem Friedensnobelpreis bedacht. Und die EU ist so wichtig für Deutschland, dass man sich ihr eigentlich nicht genug widmen kann.

4.3.3.1 Die Institutionen der EU

Im Bild unten siehst du ein Lernbild von der Bundeszentrale für Politische Bildung. Könntest du damit einen Kurzvortrag zu den Institutionen der EU halten? Welche muss man als Abturientin im Fach Wirtschaft kennen?

Bild zur Verfassung der Europäischen Union

Wer mehr über den Aufbau der EU wissen will, dem empfehle ich folgende zwei Links:

  1. Bundeszentrale für politische Bildung: Themengrafiken zur EU
  2. Learning-App dazu: Einfacher Lückentext zu den Institutionen (externe Learning-App). Hier bietet es sich an, Stichworte in das AB mit der EU-Themengrafik zu übernehmen: Institutionen der EU

4.3.3.2 Die europäische Wirtschafts- und WährungsunionProfitiert Deutschland wirklich vom Euro?

  1. Löst in Stichworten Aufgabe 1 – Abi 2018 (Ausland) und vergleiche dann deine Stichworte mit der Lösung von Stark (S. 2018-20)
  2. Arbeitet aus M1 heraus, wie die Autoren Becker /Fuest (jetzt IFO-Chef!) die Frage aus der Überschrift beantworten.

Im Wirtschaftsabitur 2018 wurde die EWWU und die Rolle Deutschlands behandelt. Peter Navarro, Berater des damaligen US-Präsidenten Donald Trump, hat mit seiner Kritik der Währungsmanipulation vor allem Deutschland im Blick. Das Problem an seiner Argumentation : Deutschlands Regierung kann alleine gar keine Währung manipulieren, denn erstens haben wir mit der Bundesbank eine unabhängige Notenbank (die auch schon in Voreurozeiten nicht regierungshörig war) und zweitens haben wir eine Gemeinschaftswährung und sind damit Teil der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion – kurz: Eurozone – noch kürzer: EWWU. Hintergrundinformationen dazu liefern die beiden Videos:

Mit folgenden Learningapps kann man sein Wissen überprüfen:

Aber natürlich kann die EZB den Wert seiner Währung beeinflussen. Wie das gehen kann soll die folgende Folie verdeutlichen:

Hier die etwas gepimpte Folie vom Unterricht am 16.März 2020

4.3.3.3 Die EZB – mehr als nur ein Geldwertstabilisator?

Die Grafik mit dem Marktmodell legt ja die Vermutung nahe, dass die EZB – falls sie wirklich absichtlich eine solche Außernwertmanipulation vornehmen würde, damit auch andere wirtschaftspolitische Ziele verfolgt: Wachstum, hoher Beschäftigungsstand. Welche Aufgaben hat eigentlich die EZB? Ist sie nur dem wirtschaftspolitischen Ziel der Geldwertstabilität verpflichtet?

Um diese Frage zu beantworten wollen wir etwas in die Geschichte der EU schauen und uns in die beiden Herren auf dem Bild eindenken. Der eine, François Mitterrand war in den 80er Jahren Franösicher Präsident und hatte immer Probleme mit seiner „weichen Währung“ – also Inflation. Der andere, Helmut Kohl, war Deutscher Bundeskanzler – sein Land hatte eine stabile Währung, war aber geteilt.

Fotomontage vom 5.3.2021, Copyright K. Kaltenbacher

Im Arte-Video „Europa, altes Haus“ …

… haben wir die Geschichte der Europäischen Union nochmal Revue passieren lassen und am Ende ausgehend vom Film folgende Herausforderungen für die EU an der Tafel festgehalten:

Nicht nur bei der Entstehung, auch bei den Herausforderungen spielen wirtschaftliche Fragen also eine zentrale Rolle. Und damit der Euro und die EZB. Im Sternchenthema Staat, Kapitel 3.1.3 haben wir bereits die EZB behandelt (Die EZB – die Zentralbank des Euroraums)

Wer seine Kenntnisse nochmal auffrischen will kann folgende App-Sammlung zur EZB spielen:

Die EZB – mehr als nur ein Geldwertstabilisator?

Wer selber mal EZB-Präsidentin werden will kann sich ein Vorbild an Christine Lagarde nehmen, die ihr Amt im Oktober 2019 von „Super-Mario“ Draghi übernommen hat.

Christine Lagarde ist die erste weibliche Präsidentin der Europäischen Zentralbank. Wie sie das wurde könnt ihr in folgender Learning-App erfahren. Diese ist auch lehrreich hinsichtlich der komplizierten Zusammenarbeit der EU-Institutionen:

Wie Christine Lagarde EZB-Präsidentin wurde

Wer Lust hat selbst mal EZB-Direktorin zu spielen, kann ja mal selbst den Leitzins steuern – mit Hilfe des interaktiven Leitzinstools von Teach Economy:

Simulationsspiel: EZB-Direktorin für einen Tag

Im Kapitel Staat haben wir vor einem Jahr schon über das BVG-Urteil zur umstrittenen Nullzinspolitik der EZB gesprochen. Wer das wesentlichen nochmal wiederholen und vertiefen will kann „Quantitative Easing“ den wunderbaren Erklärfilm auf Youtube anschauen. Zusätzlich empfehlenswert ist der Erklärcomic von Spiegel-Online: Warum die EZB massenhaft Staatsanleihen kauft

Das unternehmensfinanzierte „Institut der deutschen Wirtschaft“ hat dazu Pro- und Contra-Argumente aufgelistet auf …

Wirtschaft & Schule: Umstrittene EZB-Strategie

Screenshot aus dem Kapitel Staat, 3.1.2 Die Geldschöpfung


Frage aus dem Kurs
Müssen wir den Geldkreislauf und die Geldschöpfung durch die EZB genau wissen oder reichen da die groben Zusammenhänge?



Meine Antwort:
Ich glaube wenn ihr das Geldschöpfungsbild aus dem Kapitel (siehe Abbildung) erklären könnt, dann müsste das reichen.



4.3.3.4 Wie beeinflussen die Wechselkurse den Außenhandel?

Wechselkursschwankungen und Inflation /Deflation sind nicht das selbe. Während Inflation und Deflation den Geldwert innerhalb einer Volkswirtschaft beschreiben, zeigen die Wechselkursschwankungen den Geldwert im Außenvergleich, zum Beispiel, wie viel Dollar man bezahlen muss, um einen Euro (1.- €) zu bekommen.

Etwas aufwendiger ist dazu das Interaktives Lernspiel von Teach Economy, aber ich zum tieferen Verständnis der Auswirkungen einer Auf- bzw. Abwertung der Währung sehr lehrreich.

Um ein besseres Gefühl dafür zu bekommen, was alles auf den Währungskurs Einfluss hat, lohnt es sich auch folgende App zu spielen:

Einflussfaktoren auf den Wechselkurs

Ein Auf und Ab an den Devisenmärkten macht das Handeln auch in der Realwirtschaft extrem spekulativ. Wie kann ich als Unternehmer sicherstellen, dass sich mein Stahleinkauf in den USA in zwei Jahren wirklich rechnet? Was mache ich, wenn der Dollarkurs noch mehr nach oben geht? Wäre es nicht wunderbar, wenn Dollar und Euro einen festen Wechselkurs wie damals in den guten alten „Bretton-Woods-Zeiten“?

Was für und gegen feste Wechselkurse spricht thematisiert folgende Learning-App:

Fixe oder freie Wechselkurse – was ist besser?

Abschließend das Überblickdiagramm zum Thema Wechselkurse von Herrn Heckhausen:


4.3.3.5 Hilft jetzt nur noch Helikoptergeld? – Das Comeback einer alten geldpolitische Idee als Corona-Maßnahmen

Hongkongs Regierung hat den Bürgern der chinesischen Sonderverwaltungszone bereits vor einem Jahr wegen der anhaltenden Konjunkturschwäche Finanzhilfen in Milliardenhöhe zugesagt. Der neue US-Präsident probiert es auch: „Helikoptergeld“.

Wäre das in Deutschland auch möglich? Mit dieser Frage beschäftigt sich der folgende Lückentext. Er thematisiert auch nochmal alle geldpolitischen Instrumente, die einer Notenbank wie der EZB zur Verfügung stehen.

Kommt jetzt das Helikoptergeld? Hongkongs Regierung, die EZB und ihre jeweiligen Instrumente

Der VWL-Professor und ehemalige „Wirtschaftsweise“ Peter Bofinger fordert zwar nicht gleich 1000 Euro, aber steuerfinanzierte Einkaufsgutscheine für jeden Bundesbürger. Die „Lockup-Voucher“ sollen nur in Betrieben einsetzbar sein, die durch den Corona-Shutdown hart getroffen wurden.

Profitieren könnten außer Geschäften auch Restaurants, Fitnessstudios oder Kultureinrichtungen. Um dort zu großen Andrang zu vermeiden, schlage Bofinger vor, die Gutscheine nach einem Zufallsverfahren zuzuteilen und die Gültigkeit jeweils auf einen bestimmten Monat zu begrenzen: „Konzipiert man das Programm für die Monate April bis Dezember 2021, würde die zusätzliche Nachfrage gleichmäßig über die verbleibenden Monate des Jahres verteilt“, sagt der 66-Jährige.

Bei insgesamt rund 83 Millionen Berechtigten beliefen sich die Kosten für den Fiskus auf 4,15 Milliarden Euro. Die Betriebe könnten die Gutscheine bei ihrer Bank wie Bargeld einzahlen. Die Banken würden die Wertgutschriften an die Bundesbank weiterreichen, die mit dem Finanzministerium abrechnen würde.

Zitiert aus Welt.de – Bofinger fordert Einkaufsgutschein für jeden Deutschen – veröffentlicht am 19.02.2021

4.3.4 Die EU zwischen Freihandel oder Protektionismus – droht nach „America first“ nun wegen Corona das Ende der Globalisierung?

Der Bildungsplan fordert die Thematisierung von „Freihandel und Protektionismus“. Man könnte als Wirtschaftslehrer Mr. Trump also beinahe dankbar sein, dass er dieses Kapitel so reichhaltig bedient. Spass beiseite, dieses Kapitel thematisiert im engeren Sinne tarifäre und nicht-tarifäre Handelshemmnisse; die Darstellung der Auswir­kungen von Freihandel und Protektionismus im Preis-Mengen­Diagramm findet man beim Thema 5.6.4 WTO

Schlagzeile auf faz.de am 5.3.2021

Eskaliert beim Thema Impfstoff der Streit um den Freihandel? Eigentlich steht die EU für freien globalen Handel. Aber jetzt hat die Italienische Regierung unter Ex-EZB-Präsident Draghi den Export von AZ-Impfstoff verhindert – mit Hilfe eines neuen EU-Exportverbot-Mechanismus, also mit Rückendeckung aus Brüssel. Aber auch in der EU-Kommission ist dieser neue Mechanismus umstritten. In der zuständigen Generaldirektion Handel stieß er von Anfang an auf heftigen Widerstand. „Wie sollen wir glaubwürdig gegen den Protektionismus anderer Länder vorgehen, wenn wir selbst zu solchen Mitteln greifen“, heißt es dort. Weil ein Unternehmen und ein Land Probleme gemacht hätten, habe die EU schwere Geschütze gegen alle aufgefahren. „Die Spitze der Kommission hat unsere Glaubwürdigkeit für einen kurzfristigen politischen Erfolg geopfert“, klagt ein Beamter.

https://www.msn.com/de-de/finanzen/top-stories/eu-stoppt-astrazeneca-export-australien-reagiert-ver-c3-a4rgert/ar-BB1egx19

4.3.4.1 Protektionismus – mehr als nur Zölle?

Um sowohl Trumps Politik, als auch die Methoden der EU beim Impfstoff besser zu verstehen ist es wichtig, sich etwas vertieft mit dem Thema Protektionismus zu beschäftigen.

Gestalte zu folgenden zwei Videos eine handgeschriebene Mind-Map.

  1. Teach Economy: Erklärfilm Freihandel (Orientiert an Klasse 9/10 – zur Wiederholung)
  2. Kurzvideo der Deutschen Welle zum Thema Protektionismus (sehr protektionismuskritisch)

Zur Sicherung gibt es dazu einen Lückentext:

Tarifäre und nichttarifäre Handelshemmnisse und alles, was man über Protektionismus wissen muss

Und wer dazu noch praxisnahe Beispiele braucht sollte folgende Vertiefung spielen:

Instrumente protektionistischer Außenpolitik

Frage aus dem Kurs
In Ihrer Learning App haben Sie geschrieben, nicht-tarifäre Handelshemmnisse sind Hemmnisse, die sich nicht direkt auf den Preis auswirken und dementsprechend haben Sie (Export-)Subventionen den tarifären Handelshemmnissen zugeordnet. Im Stark Buch […] wurden die Subventionen jedoch zu den nicht-tarifären Handelshemmnissen unter die Überschrift „Preisbeeinflussung“ geschrieben. Das widerspricht sich ja und im Internet gibt es leider auch keine eindeutige Zuordnung, die Subventionen und ähnliche Maßnahmen werden immer unterschiedlich einsortiert. Was ist Ihrer Meinung nach sinnvoller?

Meine Antwort: Das ist eine richtig gute Frage. Und meine Antwort wird euch vermutlich nicht so richtig befriedigen. Denn ich kann euch keine klare Antwort geben. Je nach Lehrbuch ist es mal so, mal so. Exportsubventionen werden bei Wikipediaeintrag Protektionismus bei der Liste der tarifären Hemmnisse aufgelistet. Meine Learning-App ist nichts andereres als eine Zusammenfallsung des Wikipediaartikels.
Bei den Stark-Lehrbüchern, aber auch im Wirtschaftslexikon der BpB sowie anderen Lehrbüchern werden die Exportsubmentionen bei den nichttarifären Handelshemmnissen eingeordnet.

Was ist jetzt richtig? Ich fand das bei Wikipedia aufgeführte Unterscheidungsmerkmal „Tarifäre Handelshemmnisse haben einen direkten Einfluss auf die Preise von Gütern sehr klar und deswegen habe ich es übernommen. Aber im engeren Sinne des Adjektives tarifär steckt eben eher der preisliche Aufschlag (also eine Verteuerung einer Ware, beispielsweise durch eine Zollgebühr) und eher nicht ein preislicher Abschlag (durch eine Subventionierung)

Was ihr daraus lernen könnt: Diese vermeintlich klare wissenschaftliche Sprache ist auch nur eine Konvention. Je nach Schule werden Dinge anders benannt.

Wie jetzt damit umgehen? Vielleicht so: „Bei protektionistischen Maßnahmen wird in der Wissenschaft von tarifären und nichttarifären Handelshemmnissen unterschieden, wobei die Einteilung nicht einheitlich ist. Insbesondere die Exportsubventionen findet man mal hier mal da. …“

4.3.4.2 Lieferstop für Astra-Zeneca-Imfstoff – ist das jetzt richtig?

Was spricht für, was gegen den Lieferstopp? Überlege dir zwei Protagonoisten, die jeweils ein gegensätzliches Urteil dazu fällen. Achte auf überzeugende Argumentation


4.4 Welche Rolle spielt der globale Finanzmarkt?

Nach dem Bildungsplan sollte dieses Kapitel 4.4 „Grundlegendes Wissen über Währungssysteme, Wechselkursdeterminanten und Finanzmarkttransaktionen“ heißen. Aber das ist zu lange. Bei all dem geht es um das Finanzkapital allgemein. Der Finanzmarkt wird unterteilt in „Geldmarkt, Kapitalmarkt und Devisenmarkt“. Zum Kapitalmarkt erfahrt ihr hier mehr über Aktienhandel, Staatsanlehen, Derivate und Ratingagenturen.

Zu Beginn dieses neuen Kapitels eine Geschichte über den „Megaspekulanten“ George Soros. Dieser ältere Herr ist ungarischer Herkunft und liegt zur Zeit im Clinch mit Ungarns Regierungschef Victor Orban (allein schon deswegen muss man ihn erwähnen). Er ist überzeugter Europäer, aber eben auch ein recht skrupelloser Spekulant. Und als solcher hat er vor gegen das Britische Pfund gewettet:

George Soros – der Megaspekulant

Die Bedeutung von Spekulanten wie George Soros sind Ausdruck der immensen Macht, die die Finanzmärkte heute haben. Vermutlich gibt es auf der Welt nur wenig verbreitetere Feindbilder als das des „Finanzhais“. Das hat Tradition, und wenn man ehrlich ist keine schöne. Antijudaismus und Antisemitismus haben in der deutschen Geschichte auch damit argumentiert.

Die Globalisierung von Produktion aller Art wäre undenkbar gewesen ohne die Finanzierung mit Hilfe des schnell beweglichen Geldes. Das begann bereits im Spätmittelalter mit den Medicis und den Fuggern und ist vielleicht einer der wesentlicheren Gründe, warum sich Europaische Mächte in der Neuzeit so rasant entwickeln und gegenüber den frühen Hochkulturen in anderen Teilen der Welt durchsetzen konnten.

Heute ist der Finanzmarkt der mit riesigem Abstand globalisierteste Markt aller drei Faktormärkte. Täglich schicken wir Billionen von Dollars, Euros, Pfund um die Welt, um einen Bruchteil an Waren und Dienstleistungen auf dieser zu produzieren, zu bewegen und zu verkaufen.

4.4.1 Die Finanz- und Wirtschaftskrise = „Der Superknall“

Zum Bildungsplanthema „Globale Problemfelder und Lösungsvorschläge“ haben wir zwar aktuell die Coronakrise, aber damit schlagen wir uns ja jetzt schon ein Jahr herum. In vielen Reden, Argumenten und Kommentaren zu Staat und Globalisierung begebneten wir der Finanz- und Wirtschaftskrise, die hier als weiteres Fallbeispiel behandelt werden soll.

Diese begann mit einer Immobilienkrise, wuchs an zu einer Bankenkrise, was gegen Ende der Nullerjahre zu einer weltweiten Wirtschaftskrise führte, …

… in welcher die Staaten in eine Verschuldungskrise taumelten, insbesondere auch in Europa – die sogenannte Eurokrise. All das lässt sich mit folgender App gut rekonstrieren. Alles begann am 11. September 2001 …

Der Superknall

Als letzte große Finanzkrise ist „der Superknall“ noch bis heute spürbar und in schlechter Erinnerung. Aber sie wird nicht die letzte Krise gewesen sein. Finanzkrisen wiederholen sich und lassen sich gut vergleichen. Dazu eignet sich folgendes Explainity-Video von „Finanzfluss“ (die heißen wirklich so!-) und unsere dazugehörende Learingapp:

Und noch ein kurzes Video von Teach Economy:

Von der Immobilienkrise in den USA bis zur europäischen Staatsschuldenkrise

Zum Abschluss noch ein zusammenfassendes Explainity-Video von TenseMakesSence. Ist zwar schon vier Jahre alt, also nicht mehr ganz aktuell, aber gut gemacht. Damit habt ihr alles, was ihr dazu braucht …


4.4.2 Stehen wir vor dem nächsten“Superknall“?

Zur Charakterisierung des Finanzmarktes vor der Coronakrise eignet sich folgende Learning-App. Was ist an den falschen Aussagen falsch?

Wahr oder Falsch zur Charakterisierung des globalen Finanzmarkts

Das Wirtschaftsmagazin „Capital“ titelte in ihrer März-2021-Ausgabe: Wie gefährlich ist die Blase. Schon zwei Jahre zuvor warnte das Magazin vor Unternehmensschulden weltweit:

Cover Capital, März 2021

Unternehmensschulden: die größte Blase der Welt – Nach der Finanzkrise 2008 gab es ein Versprechen: Runter von den Schulden. Passiert ist das Gegenteil – die Verschuldung ist geradezu explodiert. Trübt sich die Konjunktur weiter ein, droht erneut eine gefährliche Krise

Capital, März 2019

Welche Ursachen werden genannt und welche Auswege? Dazu folgende Learning-App:

Ursachen und Auswege für die „größte Blase der Welt“

Mehr zu den Bewertungen von Ratingagenturen findest du hier.


Die Finanzmärkte sind 2021 so aufgeblasen wie nie zuvor. Die warnenden Stimmen nehmen zu, aber die Rally an den Börsen ging in den letzten Monaten trotz Corona ungebremst weiter. Wegen 0%-Zinsen und weiterhin kaum Regulierung.

Hier einige Aussagen dazu. Welche Kriterien stecken hinter jeweils dahinter. Welcher Aussage gibst du am ehesten recht? Warum? Mache ein Ranking!

Zu globalen Problemfeldern sollen auch Lösungsvorschläge thematisiert werden. Dies soll in Kapitel 4.4.3 und 4.4.4 geschehen.

4.4.3 Wie kann eine Krise verhindert werden? – kurze oder lange Leine? Zwei Maßnahmen der EU

Nach der Finanz- und Wirtschaftskrise wurden viele Maßnahmen in Angriff genommen, um den Finanzmarkt besser zu kontrollieren und regulieren. Viele Ideen wurden aber auch nur kontrovers diskutiert, einige wurden auch umgesetzt …

4.4.3.1. Der „Rettungsschirm“ der Eurozone: ESM

In der Eurozone wurde der ESM (Europäischer Stabilitätsmechanismus) installiert, um Staaten der Eurozone zu helfen, wenn sie sich in einer Krise befinden. Der ESM wurde nicht der EZB untergeordnet, sondern hat einen eigenen Sitz in Luxemburg. Aufgabe des ESM ist es, überschuldete Mitgliedstaaten der Eurozone durch (an Reformbedingungen geknüpfte) Kredite und Bürgschaften zu unterstützen, um deren Zahlungsfähigkeit zu sichern.

4.4.3.2. „Bankenunion“ – Bankenaufsicht durch die EZB

Der umgangsprachlich als „Bankenunion“ bezeichnete „Einheitliche Aufsichtsmechanismus“ (Single Supervisory Mechanism – SSM) ist ein neues System der Bankenaufsicht in Europa. Es setzt sich aus der EZB und den nationalen Aufsichtsbehörden der teilnehmenden Länder zusammen.

Zur Erläuterung hat die EZB ein gut verständliches Explainity produzieren lassen:

EZB-Explainity: Der Einheitliche Aufsichtsmechanismus in drei Minuten

ESM und Bankenunion sind Beispiele dafür, wie eine Region – hier die EU – internationale Lösungen auf mutlilateralem Weg – also in Absprache mit mehreren beteiligten Staaten – finden kann. Aber ist das auch global möglich? Um Finanzkrisen zu verhindern bräuchte es Vereinbarungen, die über die EU hinausgehen. Denn die eigentlichen Finanzzentren der Welt liegen außerhalb Europas, oder seit dem Brexit außerhalb der EU: London!


4.4.4 Sind die Finanzmärkte Schuld an der Klimakrise, oder sind sie die Lösung?

Aus unserem Unterricht

Linke haben bis 1989 gesagt: Die Kapitalisten und ihre Gier richten den Kapitalismus zu Grunde und danach kommt die Erlösung: Der Kommunismus.

Linke heute sagen: Die Kapitalisten und ihre Gier richten die Welt zu Grunde und danach kommt die Öko-Katastrophe.

Einer der “ Superstar der Globalisierungskritik“, Naomi Klein, lastet dem Kapitalismus den ökologischen Ruin an und wirft der Politik nur Versagen vor. Bleibt die spannende Frage: Wer hält dann den Untergang auf?

Die Linken bekommen dabei Zustimmung von „den Ökos“ und – auch wenn sie es nicht wollen – von ganz Rechts.

Da überrascht es, wenn gerade „Die linke Tagesszeitung„, die TAZ, titelt: „Nur Kapitalismus kann die Erde retten – Klimaschutz braucht Kohle„.

„Die Erde lässt sich nur retten, wenn der Kampf gegen den Klimawandel das Geschäft des Jahrhunderts wird.“

Jochen Wermuth, im TAZ-Interview

Die TAZ hat dazu auch den Finanzinvestor Jochen Wermuth interviewt. Spannend, was er zu sagen hat: „Kapitalismus kann das Klima retten

Und mit Larry Fink, dem CEO des größten Vermögensverwalter der Welt, hat der Nachhaltigkeit mittlerweile einen sehr wichtigen Fürsprecher.


4.5 Globale Problemfelder lösen – mit mehr oder weniger Globalisierung?

oder: Globale Lösungen – ohne Multilateralismus?

Das Kapitel 4.5 ergänzt die „globalen Problemfelder und Lösungsvorschläge“. Es behandelt einzelne Regulierungsmaßnahmen und stellt die Idee des Global Governance vor.

4.5.1  Zum Beispiel eine Finanztransaktionssteuer – nur gemeinsam zu machen?!

Eine Maßnahme, die bereits seit den 70er Jahren diskutiert wird ist die Finanztransaktionssteuer – lange auch nach ihrem Erfinder „Tobinsteuer“ bezeichnet. Vielleicht ist die Finanztransaktionssteuer euer Thema im Abi 2021?!

Spätestens seit der Wi&Fi-Krise fordern nicht nur Kapitalismusgegner eine kurze Leine für die Finanzwirtschaft. Internationaler Wortführer wurde dabei die globalisierungskritische NGO Oxfam. Ihr Motto: „Für eine gerechte Welt. Ohne Armut.“ Sie fordert seit vielen Jahren die Finanztransaktionssteuer. Recherchiert man nach dieser Steuer bekommt man einen Eindruck davon, mit wieviel Engagement in der Zivilgesellschaft für eine „kurze Leine“ gekämpft wird. Die unten verlinkte Webseite Finanztransaktionssteuer.de vereint verschiedenste Aktivisten: Wissenschaftler der Uni Passau, Schauspieler der „Cinema for Peace Foundation“ und NGOs wie Oxfam. Der Subtext zum Film lautet:

Eine Finanztransaktionssteuer greift an bei Exzessen auf den internationalen Finanzmärkten und stärkt deren Stabilität, und zugleich generiert sie Milliarden an Einnahmen, die für die Armutsbekämpfung, Entwicklungszusammenarbeit und die Bekämpfung der Folgen des Klimawandels verwendet werden können. Heike Makatsch und Jan Josef Liefers erklären es in diesem Spot, der von Maria von Heland, der Cinema for Peace Foundation und dem „Werk“ produziert worden ist.

Subtext „Finanztransaktionssteuer – eine gute Idee?“

In den letzten Jahren ist zum ursprünglichen Thema Armutsbekämpfung zunehmend der Kampf gegen den Klimawandel hinzugekommen als mögliches Verwendungsziel der FTS.


Hier nun der Erklärfilm. Stifte raus und mitschreiben!-): Finanztransaktionssteuer.de (2020)

Was spricht für, was spricht gegen die Finanztransaktionssteuer?

Screenshot aus: oxfam.de

Klarer Fall von „zu früh gefreut“. Oxfams Freude aus dem Jahr 2013 folgte acht Jahre Frust. Bis heute gibt es sie nicht, die FTS. Warum? Das könnt ihr in folgendem Lückentext selbst erarbeiten:

Warum es die FTS bis heute nicht richtig gibt

Aufgabe: Entwerfe ein Tafelbild zum Thema FTS!

Einig sind sich alle in einem Punkt: Sinn macht eine Finanztransaktionssteuer nur, wenn sehr viele Staaten sie einführen. Aber wenn nicht einmal die EU fähig ist sich darauf zu einigen, wie sollte ein größerer Rahmen dann möglich sein?

Schon nach der Wi&Fi-Krise verlangten Weltbank und IWF eine enge Zusammenarbeit zwischen Industriestaaten, internationalen Finanzinstitutionen und privater Wirtschaft. „Die globale Krise verlangt nach einer globale Lösung“, sagte der damalige Weltbankchef.

Eine ganz andere Lösung schwebte Joseph Stiglitz vor, der 2001 den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften erhielt. Er möchte die Weltbank und den Internationalem Währungsfonds abschaffen. Die derzeitigen Institutionen seien nicht mehr zeitgemäß, sagte Stiglitz damals. Zu viele Länder blieben außen vor (wie bei G8- und G20-Treffen) oder hätten zu wenig zu sagen (beim Internationalen Währungsfonds und der Weltbank) – es fehle den Institutionen also an Legitimität. „Die Vereinten Nationen sind die einzige Institution, die den erforderlichen Maßnahmen Nachdruck verleihen kann.“ Stiglitz schlägt vor, neben dem Weltwirtschaftsrat ein globales Finanzsystem im Rahmen der UNO zu errichten.


4.5.2  Welche Institutionen gibt es denn bereits? – Die wichtigsten internationalen Institutionen und Gremien der „Global-Governance-Architektur“

Global Governance ist nicht zu verwechseln mit Global Government! Global Governance ist der Versuch, in einer Welt von Nationalstaaten ein internationales Institutions- und Regelsystem aufzubauen, das auf freiwilliger Mitarbeit beruht. Zentrale Elemente sind dabei multilaterale Vereinbarungen. Folgende Tabelle vergleicht die multilateralen Institutionen in Europa mit globalen Institutionen:

Aus dem Unterricht

Auf die Frage, was sollten wir gemeinsam regeln, habt ihr Folgendes geantwortet:

  • Kapitalmarkt – Finanzkrisen verhindern
  • Klimawandel – Umweltpolitik
  • Corona – Pandemie – Impfstoffe
  • Globaler Gerichtshof
  • Internationale Herausforderungen
  • Globale Sanktionen
  • Sozialstandards – Arbeitsschutz
  • Armut!
  • Friedenswahrung – Konfliktbewältigung

In den Wirtschaftswissenschaften ist von den fünf Säulen der Global Governance die Rede.

Copyright: K. Kaltenbacher

In folgender Tabelle könnt ihr verschiedene Akteure und Intstitutionen der Global Governance sehen, die auf fünf Säulen beruhen: Welthandels, Weltfinanz-, Weltwährungs-, Weltökologie- und Weltsozialordnung, wobei die beiden Säulen Finanz- und Währungsordnung zu einer Spalte zusammengefasst wurden.

Mit folgender Learning-App könnt ihr die vier Spalten selbst füllen:

Das Fünf-Säulen-Modell der Global Governance – in Vier Spalten;-)

  • Wer oder was könnte die Finanztransaktionssteuer initiieren, leiten, überwachen?
  • Wer oder was die globale Verschuldungfalle entschärfen?
  • Wie können wir die Klimarwärmung eingrenzen?

– Ein kleiner Überblick über die wichtigsten Institutionen und Gremien:

Institutionen und Gremien der „Global-Governance-Architektur“ (GGA) – Wozu gehört was?

Eine neue Idee – brandaktuell aus den USA:

Learningsnack zur Globalen Mindeststeuer für Unternehmen


4.5.3 Der IWF – vom neoliberalen Zwangsvollstrecker zum Entschuldungsbefürworter?

Die Frage in der Überschrift deutet es schon an. Der Internationale Währungsfonds, kurz IWF, hat in den letzten Jahren einen ordentlichen Wandel vollzogen. Ursprünglich 1944 als Wiederaufbauhilfe nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet, spielt er heute vor allem als Kreditgeber für in Schwierigkeiten geratene Staaten eine bedeutende Rolle, wie zuletzt in Griechenland und – ganz aktuell – in Argentinien. Doch der IWF will Gegenleistungen für seine Hilfe! Und die Finanziers haben das Sagen.

Das ARD hat in Folge der Griechenlandkrise einen kurzen Erklärfilm gedreht.

Zusätzlich hilft dir folgender Lückentext, um sich die wesentlichen Informationen zum IWF einzuprägen.

Lückentext: Der Internationale Währungsfond

Lernbild zum IWF

Mögliche Abiaufgabe: China unterbreitet mit ihrem „One Belt, One Road“-Projekt und der neuen Seidenstraße attraktive wirtschaftliche Angebote. 4.1  Erörtern Sie, ob sich Griechenland darauf einlassen sollte

SWOT-Alayse und -Strategien aus dem Unterricht
  • Herausforderung für die EU durch China – Griechenland als Einfallstor bedroht die Macht der EU
  • Andere könnten dem Beispiel folgen … , z.B. Ungarn (EU-kritisch), Rumänien, Bulgarien, ehemaligen Staaten Jugoslawiens (Montenegro, Kroatien, Serbien, Kosovo, Bosnien-Herzegovina)
  • Image-Problem – EU kann keine ausreichende Unterstützung bieten. China hat in vielen ärmeren Ländern schon viel Einfluss.
  • Aber … man muss sagen, dass sich auch die EU sich China zuwendet – Griechenland kann sich also auch im Verbund mit EU dem großen China nähern.
  • Tor nach Europa ist ein geostrategischer Vorteil, den die anderen nicht haben
  • Achtung – China ist keine Demokratie, die sich weder an Menschenrechte hält, noch an Handelsverträge. Aber Griechenland hat natürlich schon profitiert – der Hafen von Piräus

Eigentlich hat der IWF den Ruf eines harten Sanierers. Staaten, die gerettet werden wollten vom IWF, mussten harte Reformen durchführen, sparen und privatisieren, um einen Kredit zu bekommen – wie in Griechenland zu sehen war. Die EU mit ihrem ESM und der IWF zogen diesbezüglich in die selbe Richtung – ganz im Sinne des „Washington Consensus„. Aber jetzt gibt es plötzlich neue Töne aus Washington. Denn statt den Bürgern müssen jetzt eher die Gläubiger Verzicht üben .

Zur Geschichte der Verschuldung Argentiniens und der Rolle des IWF gibt es folgende Learningapp:

Der IWF, Argentiniens Freund und Gläubiger?

Das Handelsblatt und Süddeutsche Zeitung kommentierten die neue Strategie des IWF:

Beurteile nun selbst die Haltung des IWF bezüglich Argentinien aus verschiedenen Perspektiven und geeigneten Kriterien!

Wie wäre ein Schuldenschnitt für Argentinien zu beurteilen?

4.5.4 Die Welthandelsorganisation WTO – führt Biden die Lenkerin des Welthandels aus der Sackgasse?

Folgendes Video von von der Deutschen Welle führt uns nach Genf zum Hauptsitz der WTO. Es wurde im April 2017 gedreht, also zu Beginn der Präsidentschaft von Donald Trump.

Im Unterricht hat der Vorgängerkurs folgendes Tafelbild zur WTO entwickelt. Das könnt ihr besser!

Tafelbild vom 11.März 2020 (HEC/KAL)

GATT: Liberalisierung durch Marktöffnung und Zollabbau

Das Ziel der WTO ist die Verwirklichung jener Theorien, die letztendlich auch Adam Smith und David Ricardo zurückgehen. Freihandel ermöglicht internationale Arbeitsteilung und bringt damit absolute und komparative Kostenvorteile, aber auch Wettbewerb, Produktivielfalt und letztendlich Fortschritt. Nebenbei verknüpft freier Handel die nationalen Volskwirtschaften zu globalen Wertschöpfungsketten. Nebenbei sorgen diese Verknüpfungen für gegenseitige Abhängigkeiten, was vermutlich wiederum zu mehr gegenseitiger Rücksichtsnahme führt. Das war zumindest lange auch die Hoffnung: Handelverknüpfung als Friedensprozess.

Die traditionellen (neoklassischen) Wirtschaftswissenschaften erklären das gerne mit der mathematischen Präzision des Marktmodells.

Wir haben das im Unterricht spielerisch am erfundenen Beispiel von Joe, dem Arbeitsmigranten aus Zimbabwe und Farmer Erik, seinem südafrikanischen Arbeitgeber gezeigt:

Erik ist Mitglied im Südafrikanischen Farmerverband. Dieser hat die südafrikanische Regierung dazu gebracht Schutzzölle für Bananen einzuführen. Das Ergebnis dieser Maßnahme seht ihr in der folgenden Grafik. Aufgabe: Erkläre deiner Mitschülerin das Ergebnis!

Weil Südafrika aber auch Mitglied der WTO ist musste die Regierung die Schützzölle zurücknehmen.


Das Szenario mit den südafrikanischen Bananen ist frei erfunden. Es soll als Beispiel dienen.

Nicht erfunden ist, dass die EU genauso wie Südafrika im Beispiel, Schützzölle auf Bananen zurücknehmen musste, mit denen sie bis 2009 ihre spanischen Bananenproduzenten ebenfalls vom Weltmarkt schützen wollten. Nach jahrzentelangen Verhandlungen im Rahmen der WTO einigten sich die Streitparteien – die EU einerseits, die Kläger aus den sogenannten AKP-Staaten (Afrika-Karibik-Pazifik) unter der Führung der USA andererseits – und beendeten den „Bananenkrieg“ (mehr dazu bei Wikipedia: Bananenkrieg). Und wie reagierte die EU darauf? Mit nichttarifären Handelshemmnissen in Form einer „Bananenverordnung“.

Mit der Präsidentschaft Trump kam für die WTO der Stillstand. Zentraler Kritikpunkt des letzten US-Präsidenten sind die Schiedsgerichte, die es unter anderem auch ermöglichen, dass Unternehmen Staaten verklagen können. Aber es ist nicht aller Tage Abend. Mit dem neuen US-Präsidenten Biden kommt wieder Bewegung in die WTO. Mit seiner Hilfe konnte nun eine neue Spitze gewählt werden – zum erstenmal eine Frau; Die Nigerianerin Ngozi Okonjo-Iweala

Was ist wahr oder falsch über die WTO? Spiele die folgende LearningApp.

1) Charakterisiere ausgehend von M3 die WTO
2) Beurteile die besondere Rolle Chinas aus verschiedenen Perspektiven
3) Bewerte die Aussage: Nur über die WTO kann auf Dauer ein Handelskrieg verhindert werden.


4.5.5 Less/Least Developed Countries = LDCs („Entwicklungsländer“ ist veraltet!) – Verlierer der Globalisierung?

In diesem Kapitel soll das „neue“ und zusätzliche Unterkapitel „Globale Sozialstandards und Umweltstandards“ behandelt werden: Theorien der (Unter-)Entwicklung, UN-Global Compact, ILO-Sozialstandards, Klimaabkommen.
Da dieses Unterkapitel erst seit dem Abi 2021 auf der Basisbegriffsliste steht und angesichts von FfF, der von eurer Generation getragenen weltweit aktiven und extrem erfolgreichen Umweltbewegung, halte auch dieses Themenbündel für denkbar im Wirtschaftsabi 2021. Teile davon haben wir bereits in Kapitel Staat unter 3.5.3. Umweltpolitik als Ordnungspolitik: Ökonomie vs. Ökologiemweltpolitik besprochen.

Flapsige Frage im Kurs:

Will von euch jemand, dass diese LDCs sich entwickeln wie wir?

  • Nein, denn dann wird bei uns alles teurer! – Klamotten, …
  • Ja, denn dann kaufen die Nigerianern uns die Autos ab … und das sind auch mehr als 100 Mio.
  • … und (nebenbei): die Armut würde sinken – es bräuchte jedoch evtl neue Freihandelsabkommen
  • Nein, wenn wir schon drei Welten brauchen, um unseren Lebensstandard zu haben, wie viele Welten brauchen wir, wenn das auch die Afrikaner, Asiaten.

Wenn wir die Gerechtigkeitsfrage stellen gibt es keine andere Antwort: Eine der zentralen Fragen der Global Governance ist die Ungleichheit der Welt zu beseitigen. Globalisierung hat dabei einen sehr zwiespältigen Ruf.

Im Unterricht habe ich den Big-Mac-Index gezeigt.

Der Big-Mac-Index ist weit mehr als ein Indikator für die Stärke einer Währung und die Kaufkraft, sondern zeigt vermutlich viel von dem was wir „Entwicklung“ nennen.

Dass der Big Mac ein global vergleichbares Produkt ist, lässt sich kaum bestreiten: Der Fast-Food-Konzern McDonald‘s ist weltweit präsent und schreibt seinen Franchisenehmern die einzelnen Bestandteile des Burgers genau vor. Dass das Brötchen mit der Boulette aber keineswegs überall gleich viel kostet, sondern im Gegenteil die Preisunterschiede weltweit ausgesprochen groß sind, ist jedoch nicht nur durch Wechselkurse im Ungleichgewicht zu erklären, sondern hat mehrere Ursachen

Ein Burger ist kein handelbares Produkt – schlicht und einfach, weil er verderblich ist. Ein Züricher kann seinen Big Mac eben nicht in Kairo bestellen und dadurch dort die Preise nach oben treiben oder für einen Ausgleich der Wechselkurse sorgen.

Das internationale Wohlstandsgefälle bewirkt Unterschiede im allgemeinen Preisniveau, die sich auch im Burgerpreis niederschlagen. Vor allem für die Preise von Lebensmitteln, die nicht für den Export bestimmt sind, ist die heimische Kaufkraft ausschlaggebend.

Steuern und Zölle beeinflussen den Preis für Kunden im In- und Ausland. Wenn etwa unterschiedliche Mehrwertsteuersätze zu Preisdifferenzen führen, werden diese generell nicht durch den Wechselkurs ausgeglichen, weil die nationale Mehrwertsteuer beim grenzüberschreitenden Handel nicht anfällt. Umgekehrtes gilt für Zölle: Sie treffen nur die Kunden im Ausland.

Das Wettbewerbsumfeld und die nationalen Vorlieben spielen ebenfalls eine Rolle. Welche Preise McDonald’s für einen Big Mac verlangen kann, hängt logischerweise auch von Angebot und Nachfrage ab: Wie groß ist die Konkurrenz in der Fast-Food-Sparte? Stehen beispielsweise die Inder genauso auf den Big Mac wie die Bundesbürger und die Amerikaner – oder bevorzugen sie vielleicht einheimische Speisen?

aus: Informationsdienst des Instituts der deutschen Wirtschaft

Aber wie wird bei den großen GGA-Institutionen Entwicklung gemessen? Absolut vorherrschend ist immer noch das BIP (siehe dazu auch unser Kapitel im Schwerpunktthema Staat). Aber …

„Das Bruttoinlandsprodukt misst alles, außer dem, was das Leben lebenswert macht.“ (Robert Kennedy)

Robert Kennedy

Das BIP zeigt auch in keinster Weise die Ungleichheit der Verteilung. Diese findet man im Gini-Koeffizienten und in der dazugehörigen Lorenzkurve.

Die UNO verwendet den Human Development Index (HDI).

Relativ neu ist der ökologisch orientierte Happy Planet Index. Der HPI wurde im Juli 2006 als alternativer Fortschrittsindikator zum BIP von der „New Economics Foundation“, einer britischen „Denkfabrik“, in Zusammenarbeit mit Friends of the Earth in Großbritannien entwickelt.

Die Intention des HPI ist es, der Gesellschaft auf globaler Ebene in einer Zeit der Unsicherheit eine alternative Orientierung zu geben. „Der HPI stellt einen Kompass bereit, indem er misst, was wirklich wichtig ist“[4], für uns aber vor allem auch für den Planeten auf dem wir leben. Der HPI soll die Menschen anregen, sich sowohl mit der Nachhaltigkeit, als auch mit der Lebenszufriedenheit auseinanderzusetzen, um dadurch letztendlich das Umweltbewusstsein zu stärken.

aus: Wikipedia: HPI

Das wichtigste zu diesen vier Indikatoren findest du in folgender Learning-App:

Indizes für Armut, Reichtum und Entwicklung

Die Frage nach den Ursachen für die ungleiche Entwicklung zwischen dem Globalen Norden und dem Globalen Süden beschäftigt die Politik-, Wirtschafts- und Geowissenschaften schon lange, aber vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie intensiviert. Ältester Erklärungsansatz war die geodeterminsitische Theorie: Ungünstige Böden, Klima, Naturkatastrophen, fehlende Rohstoffe – das waren in agrar- und Industriewirtschaftlich geprägten Gesellschaften die naheliegenden Ursachen. Im Zeiten des Kalten Krieges (1945 – 1990) wurde der wissenschaftliche Diskurs von densprechend zwei Lagner bestimmt. Die marktwirtschaftlich Liberalen („der Westen“) vertraten die Modernisierungstheorie, die marktablehnenden Linken („der Osten“) vertraten die Dependenztheorie.

Die westlichen Modernisierungstheoretiker argumentierten mit Forastie – den kennt ihr aus der Wirtschaftsgeschichte (Stichwort Strukturpolitik – „Wirtschaftlicher Strukurwandel“ – siehe Bild: Der Übergang von der Agrar-, über die Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft in Folge von Industrialisierung und Tertiärisierung). Nach den Modernisierungstheoretikern hinken entwicklungsverzögerte Staaten deswegen hinterher, weil sie den STrukturwandel zur modernen Dienstleistungs- und gar Wissensgesellschaft noch nicht durchlaufen sind. Deswegen hilft nach ihnen Strukturpolitik. Die Ursachen liegen also im Land selbst, sind also „endogene Ursachen“

Die Dependenztheorien sehen dagegen die Ursachen in einer fehlgeleiteten Etnsciklung von außen (exogene Ursachen). Kolonialismus und Imperialismus, sowie nachkoloniale Ausbeutung sind danach die Hauptursachen für die Entwicklungsverzögerung und hemmen die Entwicklung bis heute durch Abhängigkeiten und Fremdbestimmung, ausgehend von den ehemaligen Hegemonial- und Kolonialmächten.

Neuere Theorien: Fragmentierungstheorie

Die Theorie der fragmentierenden Entwicklung nach Scholz (2012) ist eine „erklärende Beschreibung und Analyse der Entwicklungsrealität in der Ära der Globalisierung“. Das Modell der globalen Fragmentierung ist ein räumliches Modell, das auf der These fußt, dass in Zeiten der Globalisierung nicht nachholende, sondern fragmentierende Entwicklung und damit Unterentwicklung in neuer Form und Ausdehnung stattfindet.

Im Zeitalter der Globalisierung wird die bis dahin geltende internationale Arbeitsteilung abgelöst von einer globalen Arbeitsteilung, die durch exzessiven Wettbewerb gekennzeichnet ist, begünstigt durch Liberalisierung, Deregulierung und Privatisierung. Akteure dieses umstrukturierenden Prozesses stellen nicht mehr Nationalstaaten, sondern Global Player und das entgrenzte, global agierende Kapital dar. Mit dem Begriff Fragmentierung wird nach Scholz die „bruchhafte Trennung zwischen Gewinnern und Verlierern, zwischen Aufsteigern und Absteigern, zwischen Teilhabern, temporären Teilhabern (Scheingewinnern), Marginalisierten und Überflüssigen in sozialer, wirtschaftlicher und räumlicher Dimension (Fragment) verstanden“ (Scholz 2012), die gleichzeitig und in räumlichem Nebeneinander stattfindet.

Spiele dazu die Learning-App Theorien der Unterentwicklung

Eine geographische Vertiefung der Fragmentierungstheorie gibt es in folgender Learningapp: Globale Arbeitsteilung und Fragmentierte Entwicklung

Ob sich Globalisierung positiv oder negativ auswirkt wird in zwei sich gegenüberstehenden Theorieansätzen erklärt. Grundsätzlicher Gedanke dabei: Führt die Globalisierung zur Einebnung von Entwicklungsunterschieden (= Disparitäten), oder verstärkt sie die Unterschiede? Gegenüber stehen sich das aus der liberalen Wirtschaftswissenschaft kommende Gleichgewichtsmodell (welche die ausgleichende Wirkung von Märkten betont) und die eher marktkritische, linksorientierte Polarisationstheorie (welche davon ausgeht, dass die Märkte die Unterschiede noch vertiefen). Diese Theorieansätze beziehen sich nicht nur auf internationale Disparitäten, sondern lassen sich auch national und gar lokal-regional beziehen („Stadt-Land-Unterschied“ – in Deutschland haben wir dazu im GG Art. 72 )

Spiele dazu die Learning-App Regionale Disparitäten – Erklärungsansätze: Gleichgewicht vs. Polarisation

Der UN-Global-Compact

Um eine gerechtere und ressourcenschonende Weltwirtschaft hat die UNO vor 25 Jahren den UN-Global-Compact gegründet. Ihm können Unternehmen und andere Institutionen beitreten, um Lösung von nachhaltigen und damit glaubwürdigen und risikofreieren Wertschöpfungsketten zu entwickeln. Dabei ist ein Netzwerk entstanden, das sich gegenseitig bei einer nachhaltigen Globalisierung ihrer Aktivitäten unterstützt. Im folgenden findet ihr ein Video des deutschen Global Compact

Die Weltgewerkschaft ILO

Eine zu unrecht recht unbekannte, aber schon ältere und auch erfolgreiche Institution der GGA ist die „Weltgewerkschaft“ ILO. Die International Labour Organization, ist eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen und damit beauftragt, soziale Gerechtigkeit sowie Menschen- und Arbeitsrechte zu fördern. Dies schließt die Bekämpfung des Menschenhandels mit ein. Die ILO (deutsch auf IAO = Internationale Arbeitsorganisation) begann ihre Tätigkeit 1919 auf der Friedenskonferenz in Versailles. Entstanden war sie aus einer Forderung der sozialdemokratischen Amsterdamer Gewerkschaftsinternationale.

Die ILO hat unter anderem durchgesetzt, das es im Textilgewerbe heute fairer zugeht als noch vor wenigen Jahren. Alles Wesentliche zur ILO findet ihr in folgendem Lernvideo. Dieses wurde von Auszubildenden (Kaufleute für Spedition & Logistikdienstleistung) der Julius-Leber-Schule im Rahmen des „JLS-Lernvideo-Projekts“ erstellt. Schön langsam, perfekt zum mitschreiben …


Abschließend noch ein letztes Video zur Global Governance, das in langsamer, einschläfernder Stimme, aber sinnvollen Visualisierungen das ganze Kapitbel GGA nochmal zusammenfasst:


4.6 China – die neue Hegemonialmacht – wie sollen wir mit ihr umgehen?

Die Coronakrise hat gezeigt, dass nationales Handeln nicht reicht. Abgesehen von der EU gibt es aber keine supranationalen Staatenbünde, die ähnlich großräumig politisch aktiv werden können. Aber es gibt eine Weltordnung mit der alten, westlichen Hegemonialmacht USA und es gibt China, das bevölkerungsreichste Land der Welt mit der zweitgrößten Wirtschaftsleistung.

Frage aus dem Kurs
In diesem Abiturtrainingsbuch steht auf S. 19, dass das Ziel der Planwirtschaft eine Übererfüllung der Pläne ist. Wie müssen wir das genau verstehen? Wir dachten bei der Planwirtschaft geht es darum so viel zu produzieren, wie der Plan sagt.

Meine Antwort:
Natürlich ist und war es auch in der Planwirtschaft nicht verboten, den Plan überzuerfüllen. In der DDR ist das – soweit ich weiß – selten vorgekommen. Aber es gibt ja immer noch Staaten, die eine planwirtschaftliche Grundordnung haben. Spannend ist hierzu die neue Hegemonialmacht China. Sie hat ja eigentlich noch diesen planwirtschaftlichen Überbau in ihrem sogenannten „Staatskapitalismus“. …

Screenshot aus: https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/china-fuenfjahresplan-wirtschaft-1.5098754 [3.4.2021]

„Aufs Komma genau schrieb die Führung in Peking früher vor, was wirtschaftlich in China passieren soll. Der neue Fünfjahresplan bleibt vorerst vage. Nur ein Kernziel wird klar formuliert.“ Sol lautet der Subtitel des Beitrags der Süddeutschen Zeitung zum Fünfjahresplan der kommunistischen Partei Chinas im Herbst 2021.

https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/china-fuenfjahresplan-wirtschaft-1.5098754

Aufgabe:
1. Überprüfe rechnerisch, ob die Zielvorgabe von 2005, ein jährliches Wachstum von 7,5% wirklich erreicht wurde (nütze dazu eine Exponentialfunktion mit Basis 1,075 und Exponent 5)
2. Charakterisiere Chinas Planungen hinsichtlich global geltender Standards (incl. Globaler Sozialstandards und Umweltstandards)

China wird bei uns in Europa als Bedrohung unserer auf Menschenrechten fußenden westlichen Werte wahrgenommen. Was dabei aber gerne verschwiegen wird: Es war vermutlich China, dass dafür gesorgt hat, dass für der Hunger besiegt wurde. Im Jahr 2000 hatte sich die Weltgemeinschaft die UN-Milleniumsziele vorgenommen.

Schon im Jahr 2012 sind zwei der UN-Millenniumsziele erfüllt. Der Jubel der Weltretter blieb im Westen aber aus, weil der Erfolg die falschen Väter hatte: „Wachstum, Globalisierung, der Wille autoritärer Regimes“, kommentiert Marita Tkalec von der Frankfurter Rundschau:

Heute ist von einer grandiosen Erfolgsgeschichte zu reden, spröde und mit Hilfe vieler Zahlen. Zwei Millenniumsziele der Vereinten Nationen sind in aller Stille vorfristig erreicht worden. Es gilt, eine gewaltige Leistung der internationalen Gemeinschaft zu feiern.

Das erste zur Jahrtausendwende formulierte Ziel lautete: Die Zahl derer, die von weniger als einem Dollar pro Tag leben müssen, solle bis 2015 halbiert werden. Als Ausgangsbasis sollte das Jahr 1990 gelten, damals lebten mehr als eine Milliarde Menschen praktisch von nichts. Dieses wichtige Vorhaben der Vereinten Nationen ist fast fünf Jahre früher als geplant verwirklicht worden […]

In dieser Woche erklärte Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon, dass ein weiteres Millenniumsziel vor der gesetzten Frist erreicht worden sei: Von je 100 Menschen der Weltbevölkerung haben heute 89 Zugang zu sauberem Trinkwasser. […] Heute können zwei Milliarden Menschen mehr als 1990 täglich sauberes Wasser trinken. Das ist sensationell! Man muss einen Moment innehalten, um zu begreifen, was das bedeutet: Milliarden weniger Durchfallerkrankungen, die häufigste Todesursache für Kinder; milliardenfach weniger alltägliches Leiden – Leiden, die zuvor unausweichlich waren, weil der Mensch ja trinken muss.

Warum aber fällt der Jubel aus? Stimmt der alte Journalistenspruch, eine gute Nachricht sei keine Nachricht? Nein! Das Beschweigen dieser wunderbaren, so vielen Menschen nützlichen, ja lebensrettenden Fortschritte liegt daran, dass der Erfolg die falschen Väter hat.

Der erste heißt Globalisierung. Handel und Austausch schlossen jene Länder an die Wirtschaftskreisläufe an, die zuvor abgehängt waren. Es wurde investiert, in der Regel floss Privatkapital. Dort, wo militärische Konflikte beendet wurden, blühten Länder auf, zum Beispiel Kambodscha. Arbeitsplätze (wenn auch oft prekäre) entstanden.

Auch an dem zweiten Vater des humanitären Fortschritts haben viele etwas auszusetzen. Er heißt Autoritarismus und zeigt sich im Entwicklungswillen von Regimes wie in China oder Ruanda. Man mag dort über Mangel an bürgerlichen Freiheiten klagen, aber die Armut schwindet in eindrucksvollem Tempo.

Der dritte Vater ist wenigstens mit westlich-nördlicher Entwicklungshilfe verwandt: Wo sich Regierungen zu guter Regierungsführung entschlossen, und dazu, die Menschen als Akteure zu respektieren, ging es voran.

Es mag den vielen Aktivisten der Weltverbesserung nicht gefallen, aber die Erfolge sind nicht in erster Linie durch wohlgemeinten Hilfsgelder-Transfer von Nord nach Süd erreicht worden, sondern durch Wachstum, Marktwirtschaft und Freisetzung der Selbsthilfekräfte der Menschen in den armen Ländern. Ausländische Helfern haben den Prozess vielerorts unterstützt, vor allem dann mit nachhaltigem Erfolg, wenn es gelang, Verwaltungen zu stärken, Finanzbehörden aufzubauen, Gerichte zu qualifizieren.

Frankfurter Rundschau, 10.03.2012 – Leitartikel: UN-Millenniumsziele: Ein Sieg gegen Armut, von Maritta Tkalec

2015 haben sich die UNO 17 neue Entwicklungsziele für 2030 vorgenommen:

„Agenda 2030 – wieder nur mit China erreichbar!“ – Bewerte diese Aussage!