Das lange 19. Jahrhundert

Unter dem langen 19. Jahrhundert versteht man die Phase von 1789 bis 1914. In der Französischen Revolution hatte das Bürgertum die Vorherrschaft des Adels durchbrochen. Dieser Ubruch zur Bürgerlichen Gesellschaft vollendet sich durch die politischen Umbrüche im Gefolge des Ersten Weltkriegs (1914 – 1918).

Charakteristisch für diese Epoche ist der Weg in das, was man heute „die Moderne“ nennt. Wesentliche Elemente dieser 125 Jahre sind …

  1. die Durchsetzung des nationalstaatlichen Prinzips (Nationalstaatswerdung – „Völkerfrühling“?)
  2. die Industrialisierung,
  3. der demografischen Wandels (Auswanderung, Binnenwanderung und Verstädterung sind Massenphänomene) und die Verbürgerlichung der Gesellschaft (Wissenschaft und Bildung gewannen an Geltung und wurden breiteren Schichten zur Verfügung gestellt),
  4. Kolonialisums und Imperialismus

Für die außereuropäische Welt bedeutend war vor allem Punkt 4: Die Unterwerfung, Kolonialisierung und teilweise auch Besiedlung großer Teile Afrikas, Asiens und Australiens durch die europäischen Großmächte, vor allem in der Phase des Imperialismus 1885–1914.

Da die für das 19. Jahrhundert als charakteristisch angesehene Epoche somit ca. 125 Jahre umfasst, scheint das 19. Jahrhundert um ungefähr 25 Jahre „zu lang“. Analog dazu fasst man auch die Epoche von 1914 bis 1989 als Einheit und spricht vom „kurzen 20. Jahrhundert“. Getrennt werden diese beiden Jahrhunderte durch die sogenannte „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ – den Ersten Weltkrieg.


1. Die Durchsetzung des nationalstaatlichen Prinzips – Nationalstaatswerdung = „Völkerfrühling“?

1.1 Napoleon – Vormärz – Revolution 1848

Mache dazu den LApp 1. Hft 19.JhLückentext

1.2 „Europa verändert sich“ – Nationalstaatswerdung

Wie sich Europa im Laufe das „langen 19. Jahrhunderts“ verändert hat zweigt sehr schön das Lernmodul „Europa verändert sich“.

Als Beispiel aus dem Schulbuch hatten wir die Nationalbewegung in Griechenland. Mehr darüber erfährst du in der Learning-App  „Völkerfrühling“ in Griechenland?

1.3 War das nun ein „Völkerfrühling“?

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Ludwig Börne war Journalist und prägte den Begriff „Völkerfrühling“ (Bild aus Wikipedia: Ludwig Börne)

Der Begriff „Völkerfrühling“ tauchte erstmals 1818 in Ludwig Börnes Zeitung „Die Wage“ auf und wurde ein beliebtes Schlagwort im 19. Jahrhundert.

Der „Völkerfrühling“ steht als Metapher für die revolutionären Forderungen im 19. Jahrhundert. Frühling bezeichnet als jahreszeitliches Symbol Erweckung der politischen Freiheit, der nationale Einheit, und dem Kampf gegen den „Winter“, dem als kalten und veralteten System der Monarchen, welches diese seit dem Wiender Kongress zu retten versuchten („Restauration„).

Die Klasse 8c hat die Entwicklungen in verschiedene Länder untersucht und verglichen: Griechenland, die Schweiz, Frankreich, Italien, Polen und Deutschland.

Hier eine Learning-App zum „Völkerfrühling“ in Polen.

Und sie hat sich die Frage gestellt, ob man wirklich von einem „Völkerfrühling“ reden kann. Hier einige Antworten:

„Viele Länder ersehnten sich einen Völkerfrühling herbei, jedoch scheiterten die meisten an der Ausführung, da sie von den Monarchen niedergeschlagen wurden. Auch wo ein Völkerfrühling erreicht wurde musste man mit negativen Folgen rechnen.“

„Wir finden, dass der Begriff Völkerfrühling nicht komplett zutreffend ist. Zwar herrschten in ganz Europa Bewegungen der Völker gegen ihre Herrscher, viel erreicht haben diese aber nicht. Die Völker gaben sich schon mit kleinen Zugeständnissen der Herrscher zufrieden.“

„Zwischen 1815 und 1848 kam in vielen Ländern schon der Wunsch nach Freiheit auf. Jedoch konnte er in Polen und  Frankreich nicht durchgesetzt werden. Die Aufstände wurden alle niedergeschlagen.  Das spricht gegen einen Völkerfrühling um 1815 bzw. 1848. Allerdings sind die Anfänge schon da; der Wunsch nach Freiheit wird auch  versucht  in die Tat umzusetzen (Aufstände).  Auch der Wiener Kongress und das Hambacher Fest, wo viele Nationalitäten in großen Reden die Ungerechtigkeit thematisierten, half Polen und Frankreich nicht zur Unabhängigkeit. Auch  in Italien wurden die Aufstände niedergeschlagen und erst Jahre später um 1861 wurde Italien zu einem vereinigten Königreich.“

Was meinst du dazu?

Und was wurde eigentlich aus dieser Sehnsucht nach „Einigkeit“ – nach Nation und „Brüderlichkeit“? Vermutlich ist sie die Keimzelle für den Nationalismus, der im 20. Jahrhundert zu NS-Totalitarismus, Holocaust und Vernichtungskrieg führten. Um dazu mehr zu erfahren eignet sich das SEGU-Modul „Über alles in der Welt?“ – Nationalstaaten und Nationalismus.


1.4 Die erfolglose Revolution von 1848 in Deutschland

Sonja hat eine GFS zur Revolution in Deuschland gehalten. Hier ihre Learningapp dazu: GFS Deutsche Revolution.


 

2. Einigkeit und Recht und Freiheit? – Erfüllt das Kaiserreich seine Erwartungen?

Endlich Einigkeit – bzw. eher Einigung, und zwar von Oben mit „Blut und Eisen“ geschaffen statt 22 Jahre vorher von unten  revolutionär erkämpft. Wie entwickelt sich dieser nationalstaat der Deutschen. Wie entwickelt sich die Stadt Freiburg in dieser Zeit?

Was denken die Menschen in der Kaiserstraße über das neue Reich?

Pflichtmodul:

Lest auf Segu Geschichte, macht das Einstiegsmodul Zeitleiste Kaiserreich  und übernehmt den Zeitstrahl in euer Heft

https://segu-geschichte.de/kaiserreich-und-imperialismus/

 Spannend wäre es, eine eigene Zeitleiste für Freiburg zu haben. Welche Ereignisse der Zeitleiste Kaiserreich haben auch hier in Freiburg Spuren hinterlassen (kleine Tipps: Siegesdenkmal, Straßennamen hinter der UB, …)

Wahlmodule:

  1. Joseph und Johanna Beispielinger

Schreibt weiter an euren erfundenen Personen aus Freiburg. Holt euch weitere Informationen über Freiburg bei …

 

Helena hat einen Freiburger aus der Zeit des Kaiserreichs „kennengelernt“.

Ein Tag des Mannes Karl Johann, 23. Juli 1879

Schon wieder ein langer Arbeitstag. Es ist aber auch immer das Gleiche!  6 Tage in der Woche muss ich hart Arbeiten und trotzdem kann ich meine Familie kaum ernähren. Durch diese Massenproduktion machen „die von Oben“ einen Gewinn, aber wir Arbeiter nicht. Wir werden bloß ausgebeutet! Und jetzt haben wir ein vereintes Deutschland aber ohne das, was so viele Nachbarländer auch schon haben: Eine Demokratie! Dieser Bismarck ist ja auch nur auf ein starkes Deutschland aus. Aber Mitspracherecht und Gleichheit für alle. Pah, das will er möglichst vermeiden. Das erinnert mich an den Tag heute in der Arbeit. Als einer der Arbeiter abgeführt wurde, da er sozialistischen Aktivitäten nachgegangen sei. Sich für Freiheit und Mitspracherecht einzusetzen hat ja Bismarck mit seinen komischen „Sozialistengesetzen“ verboten. Ich habe ehrlich gesagt Glück gehabt, dass die mich noch nicht erwischt haben. Wenn man vom Teufel spricht: Da stehen zwei Polizisten und starren mich an. Moment mal die komme auf mich zu. Oh nein, schnell weg. Warte war hier in der nicht in der Nähe diese Mädchenschule St. Ursula? Doch stimmt, genau um die Ecke am Fahnenberglatz. Ich hatte erst neulich ein Gespräch mit einer der Lehrerinnen und wir haben uns länger darüber unterhalten wie wichtig Bildung ist auch wenn es für die Lehrerin vor allem um die Bildung der Mädchen ging. Aber eins ist klar: Wenn wir besser gebildet sind, dann können wir uns einfacher durchsetzen. Ich sollte mich jetzt aber beeilen und hoffen, dass ich mich in der Schule verstecken kann …

 

2. Freiburg im Zeitalter des Imperialismus – Kolonialismus – Rassismus

Was ist eigentlich ein „-ismus“ ? Wenn du mehr über die Weltanschauungen erfahren willst kannst du die Seite dazu auf segu-geschichte.de Thema Imperialismus – Kolonialismus – Rassismus durcharbeiten.

 Überprüfe dein Wissen mit der -ismus-App von Maike

Wer sich wirklich für das Thema interessiert kann sich etwas in die Wissenschaftliche Arbeit „Völkerschauen um 1900 in Freiburg i. Br.“ des Historikers Manuel Armbruster einlesen. In der Einleitung auf Seite 4 gibt er einen guten Überblick.

 

3. Freiburg und die Juden

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Welch schöne Sommerszene! Denk man. Aber über diese sich abhühlenden Menschen und Tiere wird viel diskutiert. Denn sie stehen in einem Denkmal. Seit Sommer 2017 hat Freiburg ein Wasserbecken auf dem Platz der alten Synagoge. Und zwar genau dort, wo das Gotteshaus der Freiburger Juden stand, bis es am 9. November 1938 von Freiburger Nationalsozialisten zerstört wurde. Ein erster Höhepunkt des NS-Antisemitismus, dem in den Jahren danach ein Völkermord folgte.

Alicia und Amelie haben recherchiert und folgenden Artikel dazu verfasst:

Nachdem 1349  die Juden aus Freiburg vertrieben worden waren (>Pestwelle), hob der Kaiser Joseph III. 1782 schließlich die „Judengesetze“ formal auf. Allerdings entschlossen sich Juden erst wieder Mitte des 19. Jahrhunderts zurück nach Freiburg zu ziehen. 1863 gründeten sie ihre eigene Gemeinde und bauten 1869/70 eine Synagoge und betrieben einen jüdischen Friedhof. Nach einigen Jahren zogen immer mehr Juden in die Stadt wodurch 1925 1400 Juden in Freiburg lebten. Allerdings währte das  friedliches Zusammenleben nur bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933, denn ab diesem Zeitpunkt wurde in Freiburg  die Hakenkreuzfahne gehisst. Den Bügern wurde befohlen die jüdischen Geschäfte zu boykottieren, … 1938 brannten Nazis die Synagoge und nahmen 100 Juden in „Schutzhaft“, d.h. sie deportierten sie nach Dachau in ein Konzentrationslager. 1940 folgten Massendeportationen in die Vernichtungslager in Gurs. Heute kann man in Freiburg mehrere Denkmähler zum Gedenken der ermordeten Juden, wie z.B. die Bronzejacke auf der blauen Brücke (Wiwilíbrücke) sehen.

 

Lese den Wikepedia-Artikel „Juden in Freiburg“ – speziell den Absatz „Aufklärung und 19. Jahrhundert“

Die als Alte Synagoge bezeichnete Synagoge am heutigen Platz der Alten Synagoge in Freiburg im Breisgau wurde 1869/70 erbaut. Mehr zu ihr erfährst du im Wikipedia-Artikel Alte Synagoge (Freiburg im Breisgau).

Wer noch tiefer in die Geschichte der Juden in Freiburg einsteigen will findet von Material auf der Webseite der Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum in  www.alemannia-judaica.de

 4. Wie sich Freiburg als Stadt entwickelt

In der Zeit nach 1871-1914 entstanden neue Wohngebiete wie die Wiehre, große Teile Herderns und der Stühlinger. Das von Winterer mit viel Historismus verschönte und mittelalterlich anmutende Stadtbild traf den Zeitgeist. Doch es gab auch vermehrt soziale Spannungen. Während in der Wiehre und in Herdern meist zugezogene wohlhabende Rentiers wohnten, lebte im Stühlinger ein wachsendes, armes Proletariat. In Wikipedia heißt es dazu: „Es war eine ungeheuerliche Provokation der bürgerlichen Idylle Freiburgs, als Rosa Luxemburg im April 1914 am Vorabend des großen Krieges in der überfüllten Kunst- und Festhalle die Klassenunterschiede und den deutschen Militarismus anprangerte. Zu deren Beseitigung rief sie die Arbeiter zum Generalstreik auf. Unter dem Einfluss der Rede der in bürgerlichen Augen Vaterlandsverräterin traten 280 Freiburger in die Sozialdemokratische Partei ein.“

Sonja, Charlotta und Josefine haben dazu folgenden Text geschrieben …

Winti

… und eine Learningapp zur „Wintererzeit“  dazu gemacht.

Weitere Stadtviertel der Wintererzeit behandeln folgende Learningapps:

 

Eine gute Darstellung dazu im Wikipedia-Artikel Geschichte der Stadt Freiburg im Breisgau – Gründerzeit und Kaiserreich

 

5. Eine Parteienlandschaft – Von Asitan, Mona und Theresa

Parteienlandschaft 8c